Grünkohl (Brassica oleracea convar. acephala var. sabellica) ist ein schmackhaftes, vitamin- und ballaststoffreiches Wintergemüse. Traditionell werden die Blätter dieser kopflosen Kohlart in zerkleinerter und gekochter Form als Beilage zu deftigem Essen gereicht. Viele genießen ihn gern zu regionalen Wurstspezialitäten oder Gänsebraten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich in den einzelnen Anbaugebieten sehr unterschiedliche Namen für das Kreuzblütengewächs mit den typischen gekrausten Blättern: So wird er zum Beispiel in einigen Gegenden auch als Braunkohl bezeichnet.
Die „Ostfriesische Palme“ in Norddeutschland
Noch ausgefallener mutet die Bezeichnung „Ostfriesische Palme“ an, womit eine spezielle, sehr hoch wachsende Grünkohlsorte gemeint ist. Diese deutet schon auf ein wichtiges Grünkohl-Anbaugebiet hin, nämlich Norddeutschland. Hier hat sich rund um das leckere Gemüse eine lebendige Tradition entwickelt. Die Märkte in der Vorweihnachtszeit sind ohne Grünkohl ebenfalls kaum vorstellbar. Früher galt er als typisches „Arme-Leute-Essen“. Grünkohl war einer der wenigen Vitamin-Spender, die der armen Bevölkerung während des Winters zur Verfügung standen. Die für Menschen ungenießbaren Pflanzenteile wurden ebenfalls noch verwertet: Sie dienten als Viehfutter. Heute ist bekannt, dass Grünkohl neben etlichen Vitaminen auch viel Kalzium enthält. Vor der Zubereitung sollte er auf jeden Fall gründlich gesäubert werden, denn in den krausen Blättern (deren harte Mittelrippen nicht mit verarbeitet werden) verfängt sich so einiges an Schmutzresten.
Grünkohl – Anbau und Ernte
Grünkohl muss nicht immer grün sein: Einige Zuchtformen warten auch mit bläulichen oder sogar rötlich-violett gefärbten Blättern auf. Die schnellwüchsigen Pflanzen können – je nach Sorte – recht hoch werden und bilden erst im zweiten Standjahr gelbe Blüten aus. Im Interesse der Bodengesundheit darf Grünkohl nicht auf Flächen angebaut werden, die im Vorjahr schon mit Kreuzblütengewächsen, wie beispielsweise anderen Kohlarten, Kohlrabi, Radieschen, Rettich, Gartenkresse oder Rucola bepflanzt waren. Auch unter den Gründüngungspflanzen gibt es einige Kreuzblütler, wie zum Beispiel Senf oder Raps. Nach dem Grünkohlanbau ist es ebenfalls sehr wichtig, die Fruchtfolge einzuhalten, um Krankheiten (wie z. B. Kohlhernie) vorzubeugen.
Diese Schädlinge bedrohen den Grünkohl
Leider kommt es öfter vor, dass einige Schädlinge dem Grünkohl und seinem Gärtner das Leben schwer machen. Dazu gehören beispielsweise die Kohlmottenschildlaus und der Kohlweißling. Unter der gefürchteten Kreuzblütler-Krankheit namens Kohlhernie leidet der Grünkohl seltener als andere Kohlarten. Jedoch kann er die Erreger übertragen, ohne selbst nennenswerte Symptome zu zeigen. Kohlreste, egal welcher Art, sollten deshalb nicht auf dem Komposthaufen entsorgt werden. Grünkohl ist im Vergleich zu anderen Kohlarten recht anspruchslos. Selbst im leichten Schatten gedeiht er noch zufriedenstellend. Ideal ist jedoch ein heller Standort. Für die Kultur eignen sich am besten frische, lockere, humus- und nährstoffreiche Böden mit neutralem ph-Wert sowie ein feuchtes, niederschlagsreiches Klima.
Die Aussaat an Ort und Stelle ist von Mitte Mai bis in den Juli hinein möglich. Von Mitte Juni bis etwa Mitte August können junge Grünkohl-Pflanzen ins Freiland gesetzt werden. Die Haupterntezeit beginnt meist im November. Niedrige Temperaturen – es müssen jedoch nach neuesten Erkenntnissen nicht unbedingt Minusgrade sein – sorgen dafür, dass die Blätter noch schmackhafter und bekömmlicher werden. Diese können je nach Bedarf in der gewünschten Menge abgeerntet werden. Der robuste Grünkohl verträgt Temperaturen bis etwa – 8 °C. Allerdings hängt die Frostverträglichkeit, neben weiteren Faktoren, auch von der angepflanzten Sorte ab.