Grüne Oasen der Ruhe und der Meditation, die einen Ausgleich zum stressigen Alltag bieten – das sind Zen-Gärten. Während im Deutschen umgangssprachlich vom Zen-Garten gesprochen wird, heißt diese besondere Form des Gartens im Japanischen „Kare-san-sui“, was so viel wie „trockene Landschaft“ bedeutet. Dies deshalb, weil der „originale“ Zengarten nicht aus Pflanzen, sondern vor allem aus Kies, Steinen und Felsen besteht. Meist kommen nur noch Moos und Bonsai hinzu.
Der Zengarten als Schnittstelle zur transzendenten Welt
Der Zengarten bildet die Welt anhand von vier Elementen im Kleinen ab: Stein, Moos, Wasser und Baum – die letzten beiden Elemente jedoch nur in symbolischer Form. Die Abbildung der Welt als Miniatur hat eine lange Tradition in Asien.
- Wasser wird symbolisiert durch gewellte Linien, die mithilfe eines Rechens in den Kies gezogen werden. Sie stehen für die Ozeane und Seen.
- Bäume gelten als Symbol für das Leben an sich. Sie sind Teil des Ganzen und doch ist jeder Baum anders – wie der Mensch. Oft werden sie nur symbolisch dargestellt, oder aber es werden Bonsai, aber auch Bambus, Pflaumen- und Kirschbäume eingepflanzt
- Steine symbolisieren Tiere, Götter und stehen gleichzeitig auch für Inseln, um die das Wasser tost.
- Moos steht in Japan für Alter und gleichzeitig für Ehre.
Gärten haben in Japan einen besonderen Stellenwert und drücken die Philosophie und Geschichte des Landes aus. Allerdings geht die Bedeutung des Zen-Gartens darüber hinaus: Er ist eine Schnittstelle zur transzendenten Welt, ein Ort der Meditation und Spiritualität. Nicht Gärtner, sondern Zen-Mönche gestalten diese Gärten. Zengärten stellen nicht Natur her, sondern das Wesen der Natur als dreidimensionales, symbolisches Bild dar.
Besonders die Steine haben eine vielschichtige Bedeutung. In der alten japanischen Volksreligion, im Shintoismus, gelten bestimmte Steine als Sitz der Götter. Einige Steine werden fast wie Personen behandelt. Ein Strohseil mit Papierstreifen kennzeichnet ihre Heiligkeit.
Weitere wesentliche Elemente des typischen Zen-Gartens sind außerdem:
- Asymmetrische Anordnung der Elemente, wodurch stets neue Entdeckungen bei unterschiedlicher Perspektive folgen;
• Wellenförmige Strukturen die mit einem Rechen in die Kies- und Sandflächen gezogen werden;
• Alles hat seinen Platz; kein Unkraut, keine „zufälligen“ Formen;
• Unebene Wege.
Einen eigenen Zen-Garten anlegen
Weil beim klassischen Zen-Garten kaum Pflanzen zum Einsatz kommen, eignet sich die Anlage eines solchen Gartens vor allem an schattigen, eher dunklen Ecken, wo sich Pflanzen generell kaum wohlfühlen. Sonst wenig nutzbare Flächen können so in tolle fernöstliche Oasen verwandelt werden.
Grundlage dafür, dass aus einem Privatgarten ein japanischer Zen-Garten wird, sind folgende Elemente:
- Kies
- Steine
- Moos
Aber vor allem: Der Besitzer sollte sich im Garten spirituell und religiös widerfinden. Die konkrete Gestaltung kann durchaus unterschiedlich sein, jedoch sollten die einzelnen Elemente für den Besitzer Bedeutung haben.
Dort, wo der Zen-Garten angelegt werden soll, wird einfach ein Teil des Erdreichs ausgehoben (ca. 15 – 20 cm tiefe Kiesbetten, evtl. mit Unkrautvlies) und mit Kies oder Sand gefüllt. Die Kiesfläche wird mit einem speziellen Holzrechen gestaltet, Wellen fließen ineinander über. Das Ziehen dieser Linien ist höchst meditativ und sorgt für Ruhe und Ausgeglichenheit. Je nach Region werden in Japan unterschiedliche Kiessorten verwendet, vor allem Kies in Körnung 7 bis 15 mm:
- Schiefer
- Marmor
- Granit
- Findlinge
Tipp: Immer dieselbe Körnung und Farbe, um Ruhe in den Garten zu bringen.
Neben dem Kies braucht es Steine, die harmonisch, aber asymmetrisch angeordnet werden sollten. Auf die Steine kommt das Moos, das sich im Idealfall selbst vermehrt.
In den klassischen Zen-Garten gehört eigentlich nur Moos, weshalb nachwucherndes Unkraut sofort entfernt werden sollte. Wer möchte, kann jedoch auch folgende Pflanzen für seinen Zen-Garten verwenden. Grundsätzlich wird eine sparsame Verwendung angeraten. Wichtig ist vor allem, dass die Pflanzen stets in Form geschnitten sind.
- Immergrüne Kiefern (Geduld, ewiges Leben)
- Pflaumenbäume (Augenblick, Vergänglichkeit)
- Kirschbäume (Schönheit, Aufbruch)
- Bambus (Flexibilität)
Alle Elemente (Pflanzen, Steine etc.) sollten in einer ungeraden Anzahl enthalten sein. Das bringt Glück!
Wer möchte, kann natürlich auch eine Buddha-Statue oder einige asiatisch anmutende Blumen einpflanzen, auch wenn der „originale“ Zen-Garten auf diese verzichtet.
Yin und Yang – Der Ursprung der Zen-Gärten
Die Vorläufer der Zengärten, chinesische Gärten, sollen um das Jahr Null entstanden sein und auf das Prinzip des Yin und Yang im Taoismus zurückzuführen sein. Im Laufe der diversen japanischen Dynastien entwickelten sich die Gärten immer weiter. Die Zen-Gärten sollen aus einer Notlage heraus entstanden sein: Um 1500 lag Kyoto nach einem Krieg in Trümmern. So entwickelte sich ein neuer, reduzierter Gartenstil aus Steinen und Sand, die vor allem der Meditation dienten.
Bekannte Steingärten
- Die Gärten der Tempel Daisen-in
- Die Gärten des Tempels Ryoan-ji
- Die Gärten des Tempels Tofuku-ji
Alle drei genannten Zen-Gärten befinden sich in der japanischen Stadt Kyoto. Inspiration gesucht? Öffentlich zugängliche japanische Gärten gibt es auch in Österreich, vor allem in Wien: - Schlosspark Schönbrunn
- Setagayapark in Wien-Döbling
- Takasakipark in Wien-Oberlaa
Entspannen im Zen-Garten
Gründe dafür, einen Zengarten einem klassischen Garten vorzuziehen, gibt es einige: Zum einen ist das Wellenziehen im Kies mit einem Rechen tatsächlich eine entspannende, ja meditative Aufgabe und eine gute Möglichkeit, um im hektischen Alltag zur Ruhe zu kommen. Zengärten lassen sich fast überall anlegen, auch in schattigen Ecken und sind ein echter Hingucker im Außenbereich. Zudem sind die japanischen Gärten äußerst pflegeleicht, da sie kaum Pflanzen beherbergen.
Der Zen-Garten als Miniatur
Keinen Platz für einen echten Zen-Garten? Die japanischen Gärten gibt es auch in Miniaturform für Terrasse oder Balkon. Ein Rechteck, gefüllt mit Sand und Kiesel, mit einigen Steinen und evtl. einem Bonsaibaum oder einem Wasserbecken, stellt den Zen-Garten dar. Mit einer kleinen Hacke können wellenförmige Muster in den Mini-Garten gezogen werden. Meditation pur!
Quellen:
http://www.krone.at/gesund-fit/zen-garten-fuer-die-eigenen-vier-waende-trend-aus-japan-story-11390