Samtige Blüten in vielen Nuancen von zart bis kräftig, manchmal gefüllt, oft mehrfarbig oder mit einer weißen, puderartigen Substanz überzogen – das Erscheinungsbild der sogenannten Bastard-Aurikeln ist faszinierend vielfältig und regt die Sammellust an.
So geschieht es nicht selten, dass einzelne, aus Neugier erworbene Pflanzen schnell Gesellschaft von ihren farbenfrohen Verwandten bekommen.
Aurikeln waren einst begehrte Sammelobjekte
Die Bastard-Aurikel (Primula x pubescens) gehört zur überaus artenreichen Gattung der Primeln. Sie entstand als Naturhybride aus der gelb blühenden Alpen-Aurikel (Primula auricula) und der Behaarten Primel (Primula hirsuta), die purpurfarbene Blüten hervorbringt. Seit sie in Menschenhand gelangte, entstanden im Laufe der Zeit immer mehr interessante Zuchtformen. Die Blüten etlicher Sorten bestechen durch ihr perfektes Ebenmaß und die aufsehenerregenden Farbgebungen. Einst waren die vielgestaltigen Pflanzen als Sammelobjekte ähnlich begehrt wie Tulpen, gerieten dann aber wieder etwas in Vergessenheit.
Charakteristisch für Aurikeln ist eine pudrige Schicht, die oft – mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt – auf den Laub- und Blütenblättern zu finden ist. Sie wird als „Farina“ bezeichnet, abgeleitet vom dem lateinischen Begriff für „Mehl“. Die sukkulenten Blattrosetten sind immergrün. Hauptblütezeit ist ungefähr von Anfang April bis Mitte Mai. Achtung: Die Substanz Primin, die in vielen Primelarten enthalten ist, gilt als starkes Kontaktallergen. Allerdings ist die Konzentration in den Pflanzen je nach Art unterschiedlich hoch. Bei besonders empfindlichen Menschen oder solchen, die bereits eine Primelallergie haben, reichen jedoch manchmal sehr geringe Mengen davon aus, um allergische Hautreaktionen auszulösen.
Anpflanzen im Gartenbeet oder Topf?
Bastard-Aurikeln werden je nach Aussehen und Verwendungszweck in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Es gibt darunter einige, die problemlos im Garten ausgepflanzt werden können, wie zum Beispiel die Gruppe der Beet-Aurikeln. Ein guter Standort findet sich beispielsweise im lichten Schatten einer Steingartenanlage. Gruppenpflanzungen sind besonders effektvoll. Das Gegenteil zu den robusten Beet-Aurikeln stellen die Schau-Aurikeln dar. Sie wurden und werden speziell für Ausstellungen gezüchtet und benötigen mehr Zuwendung. Schau-Aurikeln, deren interessante Wirkung oft von einer auffälligen Farina ausgeht, sind recht empfindlich: Eine unbedachte Berührung, ein Wassertropfen – schon ist die weiße Bemehlung beschädigt und die perfekte Ausstrahlung dahin. Die Unterbringung im ungeschützten Gartenbeet ist für diese kleinen „Diven“ also indiskutabel – Wind und Regen würden hier schnell ihr zerstörerisches Werk vollbringen.
Die Kultur der Schau-Aurikeln erfolgt deshalb üblicherweise in Töpfen, die sich an einem überdachten Standort befinden sollten. Aurikeltöpfe zeichnen sich dadurch aus, dass sie der langen Pfahlwurzel aufgrund ihrer Höhe genügend Platz zur Ausdehnung bieten. Natürlich können auch alle anderen Aurikeln in solchen Töpfen kultiviert werden. So lässt sich eine Kollektion auch auf engem Raum wunderbar präsentieren. Früher stellten Sammler ihre zahlreichen Lieblinge in sogenannten „Aurikeltheatern“ aus. Als solche wurden überdachte, regalartige Gestelle bezeichnet, auf denen die eingetopften Pflanzen in mehreren Etagen wirkungsvoll präsentiert werden konnten. Viele Balkone und Terrassen bieten heute ähnlich gute Bedingungen für einen Aurikel-Topfgarten, wenn sie eine Überdachung haben und die Sonneneinstrahlung nicht zu stark ist. Hier können die kleinen Schönheiten auf Blumentreppen angeordnet und so aus nächster Nähe bewundert werden.
Pflege und Vermehrung der Bastard-Aurikeln
Kälte macht den Bastard-Aurikeln wenig aus – schließlich gehören ihre Vorfahren zu den alpinen Pflanzen. Übermäßige, stauende Nässe lässt sie jedoch schnell dahinsiechen. Auch direkte Sonneneinstrahlung und starke Hitze – wie beispielsweise in der Mittagszeit – bekommen ihnen nicht gut. Das Klima muss deshalb eher kühl sein, und der Standort sollte sich im Halbschatten befinden. Ein gut dränierter Boden trägt ebenfalls zum Gedeihen bei. Leider werden Aurikeln oft von Schnecken angefressen. Weitere Schädlinge sind Dickmaulrüssler und Wurzelwollläuse. Verwelkte Blüten können abgeschnitten werden, wenn keine Samenbildung erwünscht ist. Die Pflanzen sparen dadurch Kraft ein.
Bilden die Aurikeln Nebenrosetten aus, können diese zur Vermehrung verwendet werden. So erhält man sortenreinen Nachwuchs zum Tauschen mit Gleichgesinnten oder für den Eigenbedarf. Bastard-Aurikeln lassen sich auch durch Samen vermehren. Die Eigenschaften der Sämlinge werden jedoch in vielen Fällen nicht identisch mit denen ihrer Elternpflanzen sein. Das muss nicht unbedingt als Nachteil angesehen werden, denn farbige Überraschungen bringen Abwechslung in den Garten. Zum Überwintern benötigen auch die im Topf gehaltenen Aurikeln niedrige Temperaturen. Stehen sie zu warm, kann es passieren, dass sie im kommenden Frühjahr schlecht oder gar nicht blühen.