Das Gewöhnliche Leberblümchen (Hepatica nobilis) zählt zu den ersten blühenden Wildpflanzen, die uns das neue Jahr schenkt. Bereits im Vorfrühling ist der braune Blätterteppich des Waldbodens mit den kleinen blauen Blütensternen bestickt. Auch im Garten kann das hübsche Hahnenfußgewächs eine frühe Zierde sein.
Der Wald erwacht zu neuem Leben
Bevor sich das Blätterdach der Bäume schließt und den Waldboden beschattet, profitieren viele Pflanzen der Krautschicht vom jetzt noch reichlich vorhandenen Lichtangebot. Zu ihnen gehört auch das Gewöhnliche Leberblümchen. In alten Eichen- oder Buchenwäldern, die auf kalkhaltigen Böden stocken, fühlt es sich besonders wohl. Seine meist blauen bis violetten Blüten erscheinen oft schon Anfang März, bevor sich die neuen Laubblätter an die Oberfläche wagen.
Manchmal treten auch weiß oder rosa blühende Farbvarianten auf. Insekten finden beim Leberblümchen keinen Nektar. Es eignet sich jedoch gut als Pollenspender. Die Anzahl der Blütenblätter ist nicht immer einheitlich: Sie variiert zwischen fünf und zwölf Stück pro Blüte. Häufig sind es sechs oder sieben. Geht der Tag dem Ende entgegen, schließen sich die Blüten. Bei Regenwetter werden sie auch tagsüber nicht geöffnet.
Haben Leberblümchen eine Heilwirkung?
Den eigentümlich geformten, dreilappigen Laubblättern verdankt das Gewöhnliche Leberblümchen sowohl seinen deutschen als auch seinen botanischen Namen „Hepatica“. Der griechische Begriff „hepar“ bedeutet „Leber“. Die Blattform weist – mit etwas Fantasie betrachtet – eine entfernte Ähnlichkeit mit der menschlichen Leber auf. In der Vergangenheit veranlasste dieser Umstand die Verfechter der Signaturenlehre dazu, Leberblümchen als „Heilpflanzen“ bei Leberleiden einzusetzen. Die Pflanzen enthalten jedoch in allen Teilen Giftstoffe. Heute haben Leberblümchen keine medizinische Bedeutung mehr, und es besteht kein Anlass, sich den Gefahren einer möglichen Vergiftung durch falsche Anwendung auszusetzen. Im eigenen Interesse ist es also besser, sich an den zarten Blüten zu erfreuen und das dekorative Gewächs ausschließlich als Zierpflanze und nicht aufgrund der Heilwirkung zu kultivieren.
Naturschutz und verwandte Arten des Hepatica nobilis
Wer Leberblümchen im eigenen Garten haben will, sollte stets auf das Angebot des Fachhandels zurückgreifen, um die Wildbestände zu schützen und zu bewahren. Sind die Pflanzen auch noch so schön – das Abpflücken oder gar Ausgraben an ihren natürlichen Standorten ist streng verboten. Eine interessante Garten-Alternative zum Gewöhnlichen Leberblümchen ist das Siebenbürger Leberblümchen (Hepatica transsylvanica). Es besitzt eine etwas andere Blattform und weist größere Blüten auf. Auch in Asien und Nordamerika hat unser heimisches Leberblümchen Verwandtschaft. Insbesondere die asiatischen Zuchtformen warten oft mit außergewöhnlichen Blütenfarben und -formen auf. Einige Sammler sind bereit, für solche Raritäten enorme Preise zu zahlen. Diese kleinen Kostbarkeiten werden am besten im Topf kultiviert, um sie besser vor ungünstiger Witterung und Schädlingsbefall schützen zu können.
Leberblümchen im Garten
Der Waldstaudengarten stellt einen günstigen Lebensbereich für das Gewöhnliche Leberblümchen dar. Hier lässt es sich gut mit Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Echtem Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Hohlem Lerchensporn (Corydalis cava) oder verschiedenen Nieswurzarten (Helleborus) kombinieren. Ältere sommergrüne Bäume und Sträucher bilden den schützenden Rahmen für die zarten Frühblüher. Sie lassen im zeitigen Frühjahr genügend Licht an den Boden, während sie im Sommer den nötigen Schatten spenden. Das herabgefallene Herbstlaub sollte liegen bleiben. Kühle, luftfeuchte Standorte sowie frische, lockere, humusreiche und kalkhaltige Lehmböden sind gute Voraussetzungen für die erfolgreiche Ansiedlung von Leberblümchen.
Außerdem gilt: Bitte nicht stören! Die Wurzeln reichen recht tief in den Boden hinein. Umpflanzen ist deshalb problematisch. Mit der Zeit breiten sich Leberblümchen von selbst aus, wenn ihnen die Standortbedingungen zusagen. Bei der Vermehrung sind auch Ameisen behilflich. Sie sammeln die Samen wegen ihrer nährstoffreichen Anhängsel, den sogenannten Elaiosomen. Die Samenkörner selbst interessieren sie jedoch nicht, und so werden diese mit der Zeit über größere Flächen verteilt.